
Beitrag des Registers Neukölln zum Jahresbericht 2021 der Registerstellen
Neukölln-Artikel Jahresbericht 2021
Neukölln hat fast 330.000 Bewohner*innen und zählt so zu den größeren und dichter besiedelten Bezirken Berlins. Seit mehreren Jahren ist Neukölln auch der Hauptschauplatz einer extrem rechten Angriffsserie – und vielen antirassistischen und antifaschistischen Protesten dagegen.
Register Neukölln
Yekmal e. V.
Richardstraße 102
12043 Berlin
Neukölln-Artikel Jahresbericht 2021
Die Registerstelle Neukölln hat im Jahr 2021 354 Vorfälle registriert. Das ist die bisher höchste Zahl an registrierten Vorfällen im Bezirk. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr beträgt 118 Fälle. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr beträgt 118 Fälle. Mit Blick auf die Motive gibt es einen Wechsel bzw. eine Verschiebung seit 2020 von der rechten Selbstdarstellung wieder stärker zum Rassismus. Mehr als ein Viertel der Motive (99 Vorfälle) lässt sich auf Rassismus zurückführen. Jeder fünfte Vorfall (71) auf rechte Selbstdarstellung. Knapp jeder fünfte Vorfall (67) ist auf Antisemitismus zurückzuführen. Bei jedem zehnten Vorfall (34) sind politische Gegner*innen die Zielscheibe und bei 5% (17) war das Motiv LGBTIQ*-Feindlichkeit. Wie im vorletzten Jahr (2020: 148) sind Propagandavorfälle 2021 an erster Stelle mit 214 Fällen (60%) zu verzeichnen. Hier waren vor allem rechte Selbstdarstellung und die NS-Verharmlosung dominierend. Der Großteil dieser Vorfälle ereignete sich in Nord-Neukölln sowie in Rudow durch ein starkes Engagement der extrem Rechten Kleinstpartei „Der III. Weg“. Sie war zu Beginn und gegen Ende des Jahres 2021 sehr auffällig und aktiv. Die Bedrohungen und Beleidigungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und sind von 30 auf 62 Vorfälle in 2021 angestiegen. Diese fanden vorwiegend in Nord-Neukölln mit 47 Fällen im Verhältnis zu den anderen Ortsteilen statt.
Das Jahr 2020 war auch in Neukölln ein Besonders. Lockdown und Pandemie veränderten das Leben im Bezirk grundlegend. Zwischenmenschliche Interaktionen und geballtes Zusammentreffen an öffentlichen Plätzen oder belebten Straßen und Bars wurde selten. Trotzdem blieb Vieles unverändert. So wurden in Neukölln in diesem Jahr 236 Vorfälle dokumentiert. ...
In Neukölln wurden im Jahr 2019 insgesamt 204 Fälle dokumentiert (2018: 360 zum Zeitpunkt der Auswertung). 54 dokumentierte Angriffe in Neukölln machen über ein Viertel der Vorfälle im Bezirk aus und sind eine nochmalige Steigerung der bereits gestiegenen Zahlen von 2018. Die häufigste Vorfallsart blieb aber wie im Vorjahr Propaganda (92). Die seit 2016 andauernde rechte Angriffsserie gegen Engagierte aus der Zivilgesellschaft blieb ein wiederkehrendes Phänomen.
Gemeldet wurden mehrere rechtsextreme und rassistische Sticker im Frauenviertel, im Nordpark Ursulinenstr. und am Hinterausgang der Hannah-Arendt-Schule. Die rassistischen und rechtsextremen Sticker sind zum einen dem III. Weg sowie der National Revolutionären Jugend zu zuordnen.
Unbekannte haben in Berlin-Buckow das Denkmal für den 2012 erschossenen Burak Bektaş mit einem Hakenkreuz beschmiert. Die Schmiererei wurde am Mittwochmittag von einem Passanten entdeckt. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen.
Ein 62-Jähriger ist in einer Unterkunft für Obdachlose in der Lahnstraße von einem 42-Jährigen nach Angaben der Polizei bedroht und antisemitisch beleidigt worden. Der 42-Jährige fuhr mit seinen antisemitischen Beleidigungen fort, auch als die Polizei vor Ort mit beiden Männern sprach. Es ermittelt der Staatsschutz.
In der Karl-Marx-Straße, Ecke Hobrechtstraße zeigte jemand aus dem Fenster den Wolfsgruß, als die Hanau-ist-überall-Demonstration vorbeizog. Der Wolfsgruß ist ein Erkennungszeichen der extrem rechten Grauen Wölfe und sollte die Demonstrierenden einschüchtern. Die Gedenkdemonstration erinnerte an die rassistischen Morde beim Anschlag in Hanau im Jahr 2020.