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18.05.2022 Register Lichtenberg

LGBTIQ*-feindliche Vorfälle in Lichtenberg: 2021 und für das laufende Jahr 2022


Am 17. Mai 2022 war der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- ,Trans*-, und Asexuellenfeindlichkeit (kurz IDAHOBITA). Das nehmen wir zum Anlass einen ersten Einblick in die LGBTIQ*-feindlichen Vorfälle 2021 und 2022 zu geben. LGBTIQ*-Feindlichkeit heißt Feindlichkeit gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen.

Im Bezirk Lichtenberg wurden im Jahr 2022 neun Vorfälle mit LGBTIQ*feindlichem Motiv aufgenommen (Stand 18.05.2022). Im Vorjahr wurden insgesamt 17 Vorfälle mit diesem Motiv bekannt.

Gleich mehrere Vorfälle erlangten große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, auch wegen ihrer besonderen Brutalität:

So wurde am 8. August 2021 in Lichtenberg Nord eine nicht-binäre Person verbal und mit einer Waffe bedroht. Dieser Angriff wurde bekannt, da die Person selbst den Vorfall filmte und über Social Media teilte. Anschließend berichteten verschiedene Zeitungen und Medien.

Neben diesem Angriff wurden 2021 bis Mitte Mai 2022 weitere vier Mal Beleidigungen, Bedrohungen und Pöbeleien gemeldet: So wurde im letzten Jahr eine trans-feminine Person am Bahnhof Lichtenberg beleidigt und verspottet und in Richtung eines Balkons, auf dem eine Regenbogenfahne hing, schwulenfeindlich gepöbelt. Im laufenden Jahr kam es zu einer transfeindlichen Beleidigung einer trans Frau durch Jugendliche an einer Tramhaltestelle in Neu-Hohenschönhausen und zu einer schwulenfeindlichen Pöbelei gegen einen Mann am U-Bahnhof Friedrichsfelde.

In diesem Jahr erlangte die Schändung des Grabs einer trans Frau am 4. Januar 2022 in Alt-Lichtenberg öffentliches Aufsehen. Hier waren die Hinterbliebenen an die Presse getreten.

Medial aufgegriffen wurde außerdem der Fall eines Mannes, dessen Antrag auf Arbeitslosengeld II im Februar 2022 durch das Jobcenter Lichtenberg abgelehnt wurde wegen einer Regenbogenfahne an einem Fenster seiner Wohngemeinschaft. Diese Form von struktureller Benachteiligung wurde durch eine Erwerbsloseninitiative sichtbar gemacht und medial aufgegriffen.

In weiteren 19 Fällen wurde LGBTIQ*-feindliche Propaganda gemeldet (2021: 14, 2022 bislang 5). In diesem Jahr fallen mehrere Meldungen von transfeindlichen Aufkleber im April in Karlshorst auf, die aus transexklusiv-feministischer Perspektive die Existenz von Geschlechtern jenseits der Frau- und Mann-Binarität leugnen und sich besonders gegen trans-feminine Personen und trans Frauen richten. Ähnlich argumentieren Aufkleber der NPD, die im Februar am Fennpfuhl titelten: „Pro Mann & Frau. Es gibt nur zwei Geschlechter“. Die Jungen Nationalisten (JN) titelten im letzten Jahr auf Aufklebern „Aus Anne wird Frank, das ist doch krank“ und „gegen Gender-Wahnsinn“. Im letzten Jahr wandte sich die Neonazi-Kleinstpartei „III. Weg“ in Flugblättern gegen „Homo-Propaganda“, eine Neonazi-Sprayercrew schmierte in Hohenschönhausen „Homos jagen“ an eine Wand.

Mit bereits neun Meldungen bis Mitte Mai 2022 ist für 2022 ein Anstieg der LGBTIQ*-feindlichen Vorfälle gegenüber dem Vorjahr zu erwarten. Es steht eine Vielzahl der sehr unterschiedlicher Situationen hinter jedem Vorfall. Sie zeigen deutlich die Alltäglichkeit von LGBTIQ*-Feindlichkeit in Lichtenberg auf, da sie zu unterschiedlichen Zeiten und an sehr verschiedenen Orten geschehen. Dass diese Vorfälle an die Öffentlichkeit geraten ist – wie sich an den Beispielen der letzten Jahre zeigt – überwiegend auf das Engagement und den Mut von Betroffenen selbst und ihrem unterstützenden Umfeld zurückzuführen, diese sichtbar zu machen.

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